CD-Tipps

30 YEARS‘ FIDELITY – KIRKELIG
Seit langer Zeit wird die herausragende musikalische und tontechnische Qualität skandinavischer Produktionen von Fachleuten und High-Endern hoch geschätzt, aber ihre vergleichsweise geringe Verbreitung ist bedauerlich und erstaunlich zugleich. Dieser Sampler der KKV ist ein gelungener und sehr preiswürdiger Einstieg in eine andere Welt der Musikgestaltung. Der bemerkenswerten Kreativität und Qualität der auf diesem Label veröffentlichten Künstler sollte in der Presse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auf zwei bei der KKV veröffentlichte CD’s wird hier an anderer Stelle eingegangen. (Haugtussa, Ole Paus) Auch als Sampler ist die CD eine echte musikalische und tontechnische Empfehlung.

LYNNI TREEKREM – HAUGTUSSA
Diese bei der KKV erscheinende CD erhielt bereits 1995 den norwegischen Grammy und ist Insidern schon lange bekannt. Die hier vorgestellte Musik ist schwer zu beschreiben, das ist sicher ein Merkmal der musikalischen Avantgarde Skandinaviens bzw. Norwegens, die sich oft zwischen Rock, Jazz und lyrischen Elementen bewegt. Es erwartet Sie eine leicht melancholische, behutsam und feinsinnig inszenierte Musik im Charakter von Balladen, Sie werden überrascht und begeistert sein vom Stimmwunder Lynni Treekrem, deren Stimme mühelos ein Spektrum von sanfter Wärme bis zu schneidender Schärfe und großer Intensität und Eindringlichkeit umfasst. Hier ist große Aufmerksamkeit wünschenswert und auch notwendig. Die Aufnahmequalität ist angesichts der Instrumentierung und der gesanglichen Leistung und Ausdrucksfähigkeit enorm hoch! Nur wirklich gute Anlagen können die musikalische Qualität dieser CD aufdecken und entfalten. Ein tontechnisches und musikalisches Muss für neugierige Musikliebhaber und Genießer von lyrischer Musik und Frauenstimmen.
P.S. Was hören Sie auf Track 9?

OLE PAUS – DET BEGYNNER …
Was für ein Album! Aber wie lässt sich die von Ole Paus und dem Osloer Kammerchor gebotene Musik knapp und treffend beschreiben? Also – hier ein Versuch: Vergessen Sie die akademisch-esoterische Langeweile und Blutleere der von High-Endern geschätzten CD „Officium” (Jan Garbarek) und tauchen Sie ein in ein vitales musikalisches Groß-Erlebnis. Ole Paus – dessen Stimme und Sprechgesang an Paolo Conte erinnert – und der Kammerchor werden überwiegend begleitet von Orgel, Saxophon und Gitarre. Detailreichtum, Größenabbildung, Tiefenstaffelung usw. sind ebenso außergewöhnlich wie die musikalische Qualität dieser avantgardistischen Pracht-CD. Kritik: Es scheint, als wird der 1947 geborene Dichter, Schriftsteller, Komponist und Musiker Ole Paus wie ein „Nationalheiligtum” behandelt. Diese CD ist bisher nur via Internet erhältlich. Es gibt leider auch keine englische Übersetzung des Textmaterials. Auch bei dieser CD ist es absolut unverständlich, dass ein solches „Meisterwerk” in Handel kaum erhältlich ist. Ein Einstieg in diese CD ist möglich mit dem Sampler „30 Years High Fidelity” (KKV).

GINGER BAKER AND THE DTQ 20 – COWARD OF THE COUNTY
Er war Mitglied der legendären Bands Cream und Blind Faith und spielte in zahlreichen hochkarätigen Formationen. Dieses Album entstand nach Bakers Afrika-Phase im Jahr 2000 in den Rocky Mountains. Ginger Baker wendet sich dem Jazz zu und hat hier ein knackiges Album vorgelegt, das die musikalische Bandbreite des Schlagzeugers und Gitarristen präsentiert. Kräftige Bässe, ein unglaublich gut aufgenommenes Saxophon und andere musikalische Leckerbissen machen diese CD für Anhänger von Jazz und Rockmusik auch tontechnisch höchst interessant.

FERENC SNÉTBERGER – NOMAD
Das Cover inspiriert ebenso zum Träumen wie die Musik auf dieser CD. Akustische Gitarre, double bass und weitere instrumentale Zugaben bieten ein bemerkenswertes musikalisches Gebilde mit asiatischen und orientalischen Elementen. Die tontechnische Qualität ist sehr gut: Die akustische Gitarre klingt tonal ausgewogen, der double bass ist sehr plastisch und reicht tief und kräftig hinunter, die effektvoll eingesetzten drums und die percussion glänzen mit großer Dynamik und Präzision. Entspannend und anspruchsvoll zugleich! Diese CD ist eine Empfehlung unserer Kunden.

THE BEATLES – LOVE
Ein wunderbares Album für Jung und Alt. Es ist schon viel über diese CD gesagt und geschrieben worden. Nur gut, dass der kongeniale Geist der Beatles, ihr Tonmeister und Arrangeur Sir George Martin, sein Know-how an seinen Sohn weitergab, der dieses Album mit neuen Ideen, zum Teil unbekannten Arrangements und einer Super-Tontechnik versah. Dieses Album beweist einmal mehr, das auch modernste Technik erst mit dem Können und mit dem musikalischen Verständnis eines Tonmeisters ein derartig gelungenes Erlebnis hervorbringen kann.

ARNE DOMNÉRUS – LIVE IS LIFE
Dass Musik jung erhält, ist eine alte Weisheit: Diese erfährt eine erneute Bestätigung durch das vorliegende Album. Wer kennt nicht die zum Kultstatus in der Szene erhobenen Proprius-Veröffentlichungen von Jazz at the Pawnshop!? 20 Jahre danach treffen sich 2 Musiker der ehemaligen Besetzung mit 3 weiteren jungen Freunden und musizieren auf hohem Niveau in alter Frische. Diese Aufnahme entstand zwar schon 1995, ist aber noch immer eine Bereicherung für jede CD-Sammlung. Transparente Life-Atmosphäre, schöne Klangfarben und Detailreichtum machen diese Aufnahme zu einer hörenswerten CD.

JOHN McLAUGHLIN TRIO – QUE ALEGRIA
John McLaughlin, so wie man ihn kennt! Wer seine Musik mag, wird diese CD sicherlich schon besitzen. Trotzdem sollte gesagt sein, dass dieses Album mit nahezu steriler Perfektion eingespielt wurde. Strahlende, aber keine scharfen Mitten und Höhen, saubere und zum Teil knallige Tiefbässe und hohe Dynamik sowie die für dieses Trio typischen musikalischen Spannungsbögen machen diese CD zu einer der tontechnisch besten Aufnahmen dieser Musiker.

LISE & GERTRUD – LIVE PÁ NALEN (CD + DVD)
Große Begeisterung und Neugier löste dieses Doppelalbum aus, als wir es bei Hörproben unseren Kunden vorstellten. Also: Lise & Gertrud sind ein schwedisches Gesangs-Duo, das sich lediglich mit einem Cello begleitet. Was erwartet den Hörer? Ein spektakuläres musikalisches Erlebnis! Zwei mit kraftvollen Stimmen ausgestattete und perfekt aufeinander eingespielte Künstlerinnen, die z.B. Songs der Beatles oder von Simon und Garfunkle auf bisher nicht bekannte Art und Weise interpretieren und das Cello sehr effektvoll in ihre Darbietungen integrieren! Nach einem Genuss dieser CD fragt man sich zwangsläufig nach der musikalischen Existenzberechtigung mancher weiblicher Popstars, die trotz beachtlicher Oberweite und textiler Transparenz ihrem Resonanzboden kaum mehr als ein mühsames Gefiepe oder highendiges Hauchen entlocken können. Dieses Album ist also ein audiophiles Highlight und ein sehr hoher Maßstab für plastische Stimmenwiedergabe, Life-Atmosphäre und Dynamik.
Allerdings: Der Handel hat dieses Album regelrecht verschlafen, es ist schwer zu erwerben. Deshalb hier die Internetadresse von Lise & Gertrud: www.lise-gertrud.nu, Email: liseogertrud@telia.com Man wird für die Wartezeit reichlich belohnt.

PATRICK BRUEL – PUZZLE (2 CD’s)
In Frankreich ist Patrick Bruel seit Jahren ein „Großer”, in Deutschland ist er wohl nur wenigen bekannt. Dieses Doppelalbum, auf dem auch Gaststars wie z.B. Joe Cocker mitwirken, ist weniger etwas für Audiophile oder High-End-Liebhaber, als vielmehr für die, die Wert legen auf künstlerische Qualität und auf Spass an der Musik. Patrick Bruel gehört nicht zu den französischen Chansoniers früherer Jahre, deren oft dramatische und ausdruckstarke Musik, an einem trüben und verregneten Herbsttag gehört, im Hörer Schwermut, Weltschmerz und den Gedanken an die Verlorenheit und Begrenztheit der eigenen Existenz entfachte, – nein – sein musikalisches Spektrum umfasst nicht nur das klassische Chanson, sondern auch eingängige und beschwingte Balladen und auch Rockmusik. Dieses Album ist also nicht nur frankophilen Naturen zu empfehlen, sondern allen, die noch Freude an der Musik haben.

RON CARTER – THE BASS AND I (TOSHIBA/SOMETHIN‘ ELSE)
Traditioneller Jazz vom Feinsten! Schade, dass dieses Lable und diese Aufnahme wenig beachtet ist.
Hier erwartet Sie eine unglaubliche Tonqualität: Schlagzeug, Tambourine und Glockenspiel z.B. stehen mit innigen Klangfarben völlig losgelöst vom Lautsprecher frei im Raum, ein Bass, der wegen seiner Geschwindigkeit und Präzision als schwebende Substanz bezeichnet werden kann, ein Klavier (Flügel) mit exzellenter klanglicher Homogenität und großer Dynamikumfang machen diese CD zu einem Leckerbissen für audiophile Jazz-Liebhaber. Eine Herausforderung für fast alle konventionellen Holzgehäuse.

VIVALDI – LE QUATTRO STAGIONI (DIVOX ANTIQUA)
Jaja – schon wieder die 4 Jahreszeiten, … aber Vorsicht: Diese Aufnahme ist von erfahrenen Musikrezensenten als eine der 10 besten auf der Welt, die von dieser Komposition zu erhalten sind, bezeichnet worden. Über die Interpretation mag man sich streiten, über die Perfektion der Aufnahme sicherlich nicht. Transparenz, Raumausleuchtung, Detailreichtum und Detaildynamik im Mikrobereich musikalischer Information einer Aufnahme sind kaum zu überbieten. Zur Zeit eine nahezu einzigartige Aufnahme, vor allem auf Musikanlagen höchster Qualität.

VITAL TECHTONES, VIT 2 (TONE-CENTER)
Etwas ausgefallene Rockmusik und auch sicherlich gewöhnungsbedürftig. Hier kommen Freunde knallharter Bassgitarren und Schlagzeugimpulse auf ihre Kosten. Hohe Dynamik, ausgefeilte Rhythmik, überraschende musikalische Einfälle und eine sehr hohe Tonqualität sollten Anhänger dieser Musikrichtung sehr neugierig machen.

THE RAY BROWN TRIO – LIVE AT THE LOA
Dieser Live-Mitschnitt aus dem Jahr 1990 in New York (Label: Concord Jazz) gehört zum Feinsten, was traditioneller Jazz zu bieten und generell Tontechnik zu leisten imstande sind. Diese stimmungsvolle Aufnahme ist an Plastizität, Räumlichkeit, Dynamik und Feinstruktur kaum zu überbieten, der Zuhörer ist unweigerlich in das Szenario dieses Musik-Ereignisses eingebunden. Eine echte Bereicherung für jede CD-Sammlung und ein Top-Tipp für Freunde kleiner Jazz-Besetzungen.
Diese CD hebt sich wohltuend von solchen remasterten Aufnahmen ab, in denen das Klangbild bei ähnlicher Instrumentierung blass und ausgedünnt, saft- und kraftlos „zu Tode” verbessert wurde. Dieses Phänomen ist auch im Klassikbereich festzustellen und z. B. bei Paganini-Interpretationen festzustellen, in welchen die tonale Struktur einer Violine auf eine nahezu mit Stahlseiten gespielte Kindergeige verkleinert wird.

COUNT BASIE AND HIS ORCHESTRA – 88 BASIE STREET
Dieser AAD-Silberling aus dem Jahr 1994 (Label: Pablo) ist mal wieder ein schlagender Beweis für die These, dass (scheinbar) überholte Tontechnik unter der Voraussetzung eines guten Tonmeisters sehr wohl in die absolute Spitze der Musikreproduktion eingeordnet werden darf.
Über die Perfektion der Musiker muss kein weiteres Wort verloren werden. Diese CD begeistert durch einen Bläser-Chorus mit wunderschönen Klangfarben, einem Flügel, der nicht zum Klavier mutiert, der auch tiefere Oktaven reproduziert findet, und auch durch einen präzisen Bass, transparente Percussion und durch eine große dynamische Spannweite.
Diese CD ist ein musikalisches und akustisches „Muss” für Freunde des Swing bzw. von Big Bands!

BETH HART, JOE BONAMASSA – DON’T EXPLAIN
Mit der CD „Don’t Explain” aus dem Jahr 2011 ist Beth Hart und Joe Bonamassa ein großer Wurf gelungen. Zwar greifen sie auf traditionelle und große Kompositionen des Blues zurück, doch können beide mit ihren musikalischen Qualitäten dieses scheinbare Manko mühelos überwinden. Beth Harts Stimme umschließt geradezu spielerisch das große Spektrum zwischen Zärtlichkeit und druckvoller Dynamik, die auch manchem Rock-Musiker zur Ehre gereichen würde.
Die begleitenden Musiker und die Arrangements bestechen durch Einfühlungsvermögen und hohe Perfektion.
Diese Einschätzung betrifft auch die Tontechnik: Diese korrespondiert mit der musikalischen Qualität und ist weit entfernt von der Sterilität jener Aufnahmen, mit denen eine namhafte britische Blues-Sängerin von sich Reden macht.
Diese CD macht Spaß!

PETER GABRIEL – NEW BLOOD
Alter Wein im neuen Schlauch – oder sollte man Peter Gabriels dramatisch „aufgepeppte” alte Weisen aus dem Jahr 2011 vielleicht doch eher als ‚moderne Rock-Klassik’, ‚Klassische Rockmoderne’ … bezeichnen?
An trüben Herbsttagen wird so manches zur Melancholie neigende Gemüt diese CD möglicherweise im Schrank stehenlassen, schallt einem doch aus den Lautsprechern eher schwere Kost als leichte Küche und Rheinischer Frohsinn entgegen. Dennoch werden Fans von Peter Gabriel mit dieser aufwendigen Produktion, in der einige Titel durch einen gelungen Spannungsbogen und durch sehr gute Tontechnik auffallen, auf ihre Kosten kommen.
Titel 1 wird gelegentlich auf Hifi-Shows vorgespielt, wahrscheinlich für diejenigen, die knallende Bässe und wabernde Bassmembranen immer noch mit High End verwechseln.

Ron Carter and The WDR Big Band – My Personal Songbook (CD/DVD)
Da kommt doch Freude auf!
Der Weltklasse-Bassist Ron Carter und die hochkarätige WDR Big Band erfreuen auf diesem Album den Musikliebhaber durch perfektes Zusammenspiel, eine gelungene Auswahl von Ron Carter-Kompositionen und exzellente Tontechnik.

Robert Plant – Carry Fire
Der Ex-Led Zeppelin Musiker Robert Plant liefert ein sympathisches Rockalbum ab, bei dem er nicht die alten Zeiten wiederaufleben lässt, sondern vielmehr durch eigene Arrangements und geschickte Instrumentierung zu überzeugen weiß. Auch die Tontechnik kann gefallen und ist hörenswert.

Roger Waters – Is This The Life We Really Want
Dieses Album des ehemaligen Pink Floyd Mitglieds Roger Waters dürfte wahrscheinlich nur eingefleischte Fans überzeugen. Die Musik kommt daher, verschwommen und verhangen wie ein trüber Herbsttag mit leichtem Gewittergrollen. Roger Waters greift auf Stilelemente aus alten Pink Floyd-Zeiten zurück und lässt neue Ideen letztlich vermissen. Die Stimmung erscheint ähnlich schwermütig wie die Tontechnik.

The Beatles – Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band (2 CD Aniversary Edition)
50 Jahre Sgt. Peppers
Auratische Kreativität versus standardisierte Langeweile
Dieses musikwissenschaftlich betrachtet legendäre Album der Beatles aus dem Jahre 1967 erfuhr bereits im Jahr 2009 zusammen mit anderen Alben dieser Band eine akustische Aufwertung durch den studiotechnisch optimierten Zugriff auf die Mastertapes. Ein Leckerbissen! Der 2016 im Alter von 90 Jahren verstorbene Produzent Sir George Martin – auch genannt „der 5. Beatle“ – und sein Sohn Giles Martin erweckten gemeinsam Sgt. Peppers zu neuem Leben, indem sie bei ihrer Arbeit besonders den gegenwärtigen/aktuellen Hörgeschmack und Zeitgeist der Hörerschaft berücksichtigten. Giles Martin zeichnet verantwortlich für den tontechnisch äußerst aufwendigen Stereo-Mix und präsentiert eine phänomenale Durchleuchtung des immerhin rund 50 Jahre alten Basismaterials.
Das Doppelalbum, bestehend aus dem „Original“ und einer CD, welche die Studioarbeit der Beatles und die musikalische Entwicklung des Albums dokumentieren, ist im Ergebnis ein absolutes Gourmet-Produkt und ein wunderbarer Gegensatz zur eintönigen Kinder-Pop/Dance-Belästigung und zur ‚Sing a Song-Writer Monotonie/Langeweile‘ der letzten Zeit.
Diese Musik und speziell dieses Album verdienen nicht 5 kurzlebige Musikmagazinsterne oder 5 Joints, nein, diesem Album gebührt eher einen ‚Heiligenschein‘!